Schafberg, Wenzelstein, Lochenstein und Burzel
Die sogenannten Balinger Berge am Albtrauf gehören zu den markantesten und bekanntesten Bergen der Schwäbischen Alb. Hier finden Sie Kurzportraits dieser Sehenswürdigkeiten.
Der Burzel bei Hausen am Tann
Am südöstlichen Fuß des Schafbergs springt der Burzel (von Burstel= Burgstelle), eine bewaldete Felskuppe, gegen das Schlichemtal hervor. Vom vorbeiführenden Feldweg ist er nur weglos durch den Wald zu erreichen. Eine sehr schmale, um 70 m lange Gipfelfläche ist künstlich in drei Bereiche gegliedert.
Der zum Schafberg weisende Teil gibt sich durch zwei Gräben, Mauerreste und vereinzelte behauene Steine als Kernbereich einer auch urkundlich belegten mittelalterlichen Burg der Herren von Hausen zu erkennen. Diese waren aber nicht die ersten Bewohner hier oben, fanden sich doch 1939 zahlreiche Scherben aus einer vorgeschichtlichen, wohl urnenfelder- oder hallstattzeitlichen Siedlungsstelle.
Spuren einer eventuellen Befestigung dieser Zeit sind im umgearbeiteten und planierten Gelände aber nicht zu erkennen.
Der Graben mit außenliegendem Wall an der Spornspitze findet sich etwa in vergleichbarer Form auch an der Baldenburg auf dem Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen (Landkreis Tuttlingen).
Hofgut Oberhausen bei Hausen am Tann
Das um die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtete Rittergut Oberhausen liegt in einer auffallend quellreichen Hangmulde.
Ursprünglicher Besitzer war die Famile Scheer von Schwarzenberg.
Rechte besaßen aber auch Habsburg und Württemberg, die Grenze zwischen beiden die Grenze zwischen beiden Landesherrschaften verlief mitten durch das Anwesen.
Vom ehemaligen Schlosskomplex stehen noch vier Gebäude, darunter auch das stattliche Schloss. Im Gelände ringsum zeichnen sich noch alte Ackerfluren durch Böschungen ab, Terrassen und flächige Verebnungen dürften teils alte Gebäudestandorte markieren.
Die Anlage umfasste einst das Schlossgebäude mit Weiher und Garten, Kapelle, Amtshaus und zahlreiche Wirtschaftsbauten sowie kleineren Wohngebäuden.
Die letzteren standen als sogenannte „Vorstadt“ etwa 300 m nordwestlich des Schlosses am Sträßchen zum Lochenstein, sind aber bis auf einen stattlichen Hof, das sogenannte Schafhaus, längst verfallen.
Der Lochenstein bei Hausen am Tann (962,9 m ü. N. N.)
Südlich von Balingen, auf der Gemarkung von Hausen am Tann, ragt 350 m über dem Albvorland, als Auslieger des hier durch das Tal der Schlichem stark aufgelösten Albtraufs, der Felsklotz des Lochenstein empor. Zu beiden Seiten des Berges liegen Passhöhen, die östlich erklimmt heutzutage eine windungsreiche Straße aus dem Albvorland und führt via Meßstetten-Tieringen und Nusplingen durch das Bäratal nach Fridingen an der Oberen Donau.
Auf das Plateau des Berges mit einer Fläche von rund 2,5 ha führt ein steiler Pfad hinauf.
Es ist von der Albhochfläche durch allseitige Steilhänge um rund 50 m abgesetzt, eine geradezu ideale, natürliche Festung mit ausnehmend weiter Sicht nach allen Seiten.
Schon im 19. Jahrhundert erweckten ortsfremde Gesteine sowie gelegentliche Scherben- und Knochenfunde das Interesse des archäologisch tätigen Pfarrers und Geologen Oscar Fraas.
Die anfangs vermutete „altheidnische Opferstätte“ erwies sich nach Untersuchungen von Gerhard Bersu und Peter Goeßler 1923 freilich als regelrechte Höhensiedlung. Den Funden der Jungsteinzeit wie auch der mittleren Bronzezeit konnten allerdings keine entsprechenden Hausgrundrisse zugewiesen werden.
Erst für die jüngere Urnenfelderkultur gelang es, neben erstaunlich umfangreichen Hinterlassenschaften vor allem an Keramik, gleichzeitig Hüttengrundrisse, Herdstellen und Zisternen nachzuweisen.
Einen zweiten Siedlungshöhepunkt erlebte der Lochenstein offensichtlich in der jüngeren Hallstattzeit.
Funde und Befunde lassen für diese Zeit an eine dorfartige Anlage mit zahlreichen Hütten denken. In reduzierter Form bestand die Siedlung wohl bis an das Ende der frühen Latènezeit (um 400 v. Chr.). Eine 3 m breite Trockenmauer, die den oberen Teil des Plateaus abriegelte, wird dieser Zeit zugeschrieben; ihr Zweck ist jedoch nicht klar.
Neben den zahlreichen vorgeschichtlichen Siedlungsresten kamen auch solche der Römischen Kaiserzeit (2. und frühes 3. Jahrhundert n. Chr.) zutage.
Im Fundspektrum der Höhensiedlung stellt dies eher eine Ausnahme dar.
Goeßler und Bersu dachten an einen saisonal belegten Viehhof oder eine Sennhütte, doch erscheint auch dafür die Stelle eigentlich zu abgelegen.
Erstaunlicherweise kamen die Funde weit verstreut zum Vorschein, ohne dass damit bauliche Befunde zu verbinden gewesen wären.
Auch wenige völkerwanderungszeitliche Funde der Zeit etwa um 400 nach Christus wurden hier geborgen: Eine Riemenzunge, ein Riemendurchzug sowie eine Schnalle. Eine reguläre Besiedlung der Umgebung ist aber frühestens nach der Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr., in größerem Maße erst im 6. Jahrhundert – also etwa 1000 Jahre später – erfolgt.
Der Lochenstein wurde auch deshalb zu den frühalamannischen Höhensiedlungen Südwestdeutschlands gezählt, teils sogar an ein Machtzentrum dieser Zeit gedacht. Vor einem sicheren Urteil müsste die entsprechende Keramik allerdings nochmals aufgearbeitet werden. Bis auf einen Trensenknebel aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts sind weitere Metallfunde dieser Zeit jedenfalls nicht bekannt geworden. Ein Vergleich mit gut erforschten Plätzen aus Südwestdeutschland zeigt jedenfalls, dass der Lochenstein nur mit Vorbehalt unter die damaligen Höhensitze gerechnet werden darf.
Wie etliche Funde auch des 6. oder 7. Jahrhunderts n. Chr. zeigen, mag der Lochenstein eine bislang nicht näher zu beschreibende Funktion bei der frühmittelalterlichen Erschließung der Alb und des Albvorlandes besessen haben.
Der Wenzelstein bei Hausen am Tann (951,4 m ü. NN)
Als Wenzelstein wird der um 15 bis 40m hohe Felsklotz bezeichnet, der gegen Süden über einen tiefen Bergsattel über das traufabgewandte Schlichemtal vorspringt.
Vom Lochenstein führt der Weg am Südhang des Schafberges zum Bergsattel hinauf. Hier zweigt ein kurzer Stichweg nach links zum Ziel ab. Schon am Waldrand am Hangfuß des Wenzelsteines ist der Rest eines vermutlichen Grabens zu erkennen, der sich noch als flache Mulde abzeichnet.
Der Felsklotz selber ist an der nordwestlichen Seite, also zum Schafberg hin, fast senkrecht abgehauen, ein breiter u-förmiger Graben mit etwa 2m hohem Außenwall aus Steinschutt schützt hier den schmalen Zugang. Auf dem Felsplateau sind ebenfalls zahlreiche Umgestaltungen in Form von Terrassen, undeutlichen Mauerresten und einer gemauerten Zisterne sichtbar.
Sie bezeugen eine historisch fassbare Burgstelle des Dynastengeschlechtes der edelfreien Herren von Winzeln, die noch vor 1100 errichtet, aber wohl um 1200 schon wieder aufgegeben worden ist.
Im 13. Jahrhundert finden sich Angehörige des Geschlechtes nur noch am Hochrhein. Vorgeschichtliche Spuren könnten bestenfalls in Form der vorgelagerten Grabenmulde am Bergansatz vorhanden sein, wenn diese nicht doch ebenfalls zur mittelalterlichen Burg gehört.
Quelle
- Morrissey, C. (2003): Zollernalbkreis - Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Theiss Verlag, S. 174 – S. 179
Textbeitrag: Heinz Murr und Johannes Rainer, Hausen am Tann